The Banshees of Inisherin (2024)

Drama | Irland/Großbritannien/USA 2022 | 115 Minuten

Regie: Martin McDonagh

3 Kommentare

Auf einer abgelegenen irischen Insel kündigt ein Mann in den frühen 1920er-Jahren seinem langjährigen Weggefährten aus heiterem Himmel die Freundschaft. Weil der sich aber nicht so leicht abspeisen lassen will, fährt der andere schwere Geschütze auf. Zwischen schwarzer Komödie und finsterer Charakterstudie wechselnder Film, der gleichzeitig mit mythischen und allegorischen Elementen spielt. Die etwas konstruiert wirkende Prämisse nutzt er, um sich dem einsamen, monotonen Alltag in der Abgeschiedenheit sowie Fragen um die Endlichkeit des Lebens zu widmen. Manchmal zu sehr um den Effekt bemüht, aber einprägsam in der Darstellung seiner gebrochenen Männerfiguren. - Ab 16.

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The Banshees of Inisherin (2022)

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The Banshees of Inisherin (83)

Filmdaten

Originaltitel
THE BANSHEES OF INISHERIN
Produktionsland
Irland/Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Blueprint Pict./Film 4/Searchlight Pict./Metropolitan Films International
Regie
Martin McDonagh
Produzenten
Graham Broadbent · Peter Czernin · Martin McDonagh · James Flynn · Jo Homewood · Morgan O'Sullivan
Buch
Martin McDonagh
Kamera
Ben Davis
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Mikkel E.G. Nielsen
Production-Design
Mark Tildesley
Kostümdesign
Eimer Ni Mhaoldomhnaigh
Kinoverleih
Walt Disney
Erstaufführung
5.1.202315.3.2023 digital (Disney+)
Darsteller
Colin Farrell (Pádraic Súilleabháin) · Brendan Gleeson (Colm Doherty) · Kerry Condon (Siobhan Súilleabháin) · Barry Keoghan (Dominic Kearney) · Pat Shortt (Jonjo Devine) · David Pearse (Priester) · Gary Lydon (Peadar Kearney) · Sheila Flitton (Mrs. McCormick) · Aaron Monaghan (Declan)
Länge
115 Minuten
Kinostart
05.01.2023
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Bewertung
Diskussionswert
Fd-Nummer
49065
Genre
Drama | Komödie
Auszeichnung
Venedig 2022 Bester Darsteller ("Coppa Volpi"), Colin Farrell
Venedig 2022 Bestes Drehbuch ("Osella"), Martin McDonagh
Externe Links
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Zwischen schwarzer Komödie und finsterer Charakterstudie schwankender Film über eine aufgekündigte Freundschaft in den 1920er-Jahren.

Eine Filmkritik von

Michael Kienzl

Diskussion

3 Kommentare

Auf der beschaulichen irischen Insel Inisherin teilt sich bei einer Marienstatue der Weg. Links geht es bergauf zu dem lieben, aber einfältigen Pádraic (Colin Farrell), der dort mit seiner Schwester Siobhan (Kerry Condon) lebt. Rechts kommt man dagegen ans Meer, zum Haus des maulfaulen Musikers Colm (Brendan Gleeson). Eigentlich sind die beiden Männer beste Freunde, aber auf einmal erschüttert die bereits in die Landschaft eingeschriebene Trennung ihre Beziehung.

Wenn der Film beginnt, ist die Freundschaft bereits verloren. Wie immer um zwei Uhr nachmittags will Pádraic seinen Kumpel abholen, um mit ihm ein Pint im Dorfpub zu trinken. Als Colm ihn grundlos ignoriert, versteht Pádraic die Welt nicht mehr. Eine filigrane Glockenspiel-Musik von Komponist Carter Burwell baut derweil Suspense auf, als gäbe es hier ein Geheimnis zu lüften. Doch Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh lässt derartige Erwartungen ins Leere laufen. Irgendwann verrät Colm den denkbar banalen Grund: Die beiden Männer hätten sich eben auseinandergelebt, und Pádraic wäre nun mal ein bisschen langweilig.

Die beendete Freundschaft hat in „The Bansehees of Inisherin“ allerdings nicht nur alltägliche, sondern auch philosophische Gründe. Den depressiven Colm treibt nämlich die Frage um, was nach dem Tod von ihm übrigbleibt. Während Pádraic für den Moment lebt und versucht, immer nett und höflich zu sein, will Colm auf seiner Geige ein paar Stücke für die Nachwelt komponieren. Statt mit seinem verdatterten Freund sitzt er nun überheblich mit anderen Musikern im Pub.

Die Stimmung kippt ins Abgründige

Mit seiner malerischen Landschaft und den etwas kauzigen Figuren führt „The Banshees of Inisherin“ in einen dörflichen Mikrokosmos des Jahres 1923. Trotz der erhabenen Felsenküste und dem weiten Blick übers Meer fühlt sich das Leben hier ungemein eng an. Stets läuft man in Inisherin dieselben Wege, trifft die gleichen, konsequent dunkel gekleideten Leute und sitzt am Abend allein in seinem schummrigen Steinhaus. Die Post muss von der anderen Seite der Insel geholt werden, wo die Krämerin bereits heimlich die Briefe geöffnet hat und sich nach dem neuesten Klatsch verzehrt. Die Härte der Einsamkeit und Monotonie federt die Inszenierung immer wieder mit Humor ab. Doch sobald es zu niedlich zu werden droht, kippt die Stimmung spitzbübisch ins Abgründige und Brutale.

Für Martin McDonagh scheinen vor allem die Figuren, das Milieu und die Verdammnis der Einöde interessant zu sein, weniger aber die plausible Verkettung von allem. Die „Entfreundung“ bleibt in ihrer Vehemenz so irrational wie Colms unangemessene Reaktion, sich jedes Mal, wenn ihn sein einstiger Freund anspricht, einen Finger abzuschneiden. Auch Pádraics späterer Sinneswandel wirkt weniger logisch als vielmehr von einem Drehbuch erdacht, das zur Eskalation strebt. Oft wirkt es, als wollte sich McDonagh nicht so genau festlegen. Die Parallelen zwischen den voneinander entfremdeten Freunden und dem am anderen Ufer schwelenden Nordirlandkonflikt taugen nur als halbgare Allegorie.

Eine Art archaisches Märchen

„The Banshees of Inisherin“ legt aber auch nahe, dass man den Film eher als archaisches Märchen begreifen sollte. Die titelgebende Banshee ist ein weiblicher Geist aus der keltischen Mythologie, der den Tod ankündigt. Im Film schlüpft die Dorfbewohnerin Mrs. McCormick (Sheila Flitton) in diese Rolle, um großes Unheil anzukündigen. Solche Sagenelemente werden aber nur vereinzelt aufgegriffen, lassen die Handlung jedoch unvermeidlich und schicksalshaft wirken.

McDonaghs Stärken liegen in der Zeichnung seiner groben Figuren und ihrer ausweglosen Situation. Die Männer sind auf der dünn besiedelten Insel durchweg alleinstehend, unglücklich und stur. Der Umgangston zwischen ihnen ist rau, der nächste Gewaltausbruch nicht weit. Neben dem treudoofen Farrell und dem grummeligen Gleeson sticht vor allem Barry Keoghan als begriffsstutziger Sohn des handgreiflichen Dorfpolizisten hervor. Seine kindlich unbekümmerte Art führt zu einigen anarchischen Momenten, aber er ist auch eine tragische Figur, die exemplarisch für das Leid der männlichen Bewohner steht. Wegen seines jungen Alters hat er sich noch nicht damit abgefunden, dass er hier keine romantische und sexuelle Erfüllung finden wird Auch wenn die schöne Natur von Inisherin darüber hinwegtäuscht, macht die Gegend einen auf Dauer krank.

Zwischen zwei Wegen

Abgesehen von einigen süßen Haustieren wie einem Hund und einem Esel hat nur Pádraics vernünftige, aber auch emotional ausgehungerte Schwester manchmal eine besänftigende Wirkung auf die anderen. So wie die Marienstatue als Scharnier zwischen den beiden Wegen steht, sichert auch Siobhans Anwesenheit einen Rest an Sicherheit und Harmonie. Um die Männer scheint es schlecht bestellt, weil ihnen die Frauen fehlen. Als Siobhan wegen eines Jobs die Insel verlässt, verheißt das dementsprechend nichts Gutes.

3 Kommentare einblenden

Werner Harmuth | 02.04.2023

Grandios und zutiefst frustrierend. Wer einen Überschuß an Lebensfreude hat, kann sich den Film gerne noch ein zweites Mal anschauen.

StevieEsbeck | 31.03.2023

Ratlos…

Hendrik Nehls | 27.01.2023

Ein bemerkenswerter Film, der mit grandios agierenden Darstellern und wunderschön-traurigen Landschaftsaufnahmen glänzt, sich mir aber in der Aussage nicht vollumfänglich erschließt. Dennoch ein sehenswerter Film, bei dem man sich auf eine sehr bedächtige, beinahe träge Erzählweise einlassen muss.

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Fotonachweis ©: 2022 20th Century Studios, 20th Century Studios/The Walt Disney Company (Germany) GmbH

The Banshees of Inisherin (2024)

FAQs

What is the message behind Banshees of Inisherin? ›

The message of the film is the downfall of culture and the way loss can destroy someone. With the two leads serving as metaphors for the Irish as a nation, the message of the film can be read as a cautionary tale.

Is Dominic autistic in The Banshees of Inisherin? ›

Barry Keoghan, who plays a youth possibly on the autism spectrum, is terrific as Dominic. It is he who is sharper (and kinder) about life's fallacies, accepting the bad hand he has been dealt by gods of fate.

Why did Colm stop liking Padraic? ›

He begins to compose a song, which he titles “The Banshees of Inishiren,” that he hopes will be the beginning of what he leaves behind. This motivates him to stop his friendship with Padraic, as he feels like idle chatting with his old friend will leave him with nothing to leave behind.

What is the metaphor in The Banshees of Inisherin? ›

The Banshees of Inisherin poignantly depicts a tale of despair and friendship in which despair overpowers friendship mostly throughout the film and this despair stands as a metaphor for the collective angst of Irish people during the Irish War of Independence.

What is the purpose of the old woman in The Banshees of Inisherin? ›

In The Banshees of Inisherin, there's no literal banshee, but it's clear that's the role that Mrs. McCormick, the pipe-smoking old woman that Pádraic avoids like the plague, plays in the village. Her dark forebodings suggest death is on the horizon — literally, on the horizon they can see.

What does the donkey represent in The Banshees of Inisherin? ›

The gentle creature is a mirror of sorts for Pádraic, whose blissful, easygoing nature is destroyed by the end of the film when – major spoiler alert! – Jenny dies. "It's the death of Pádraic's innocence. Jenny represents that," Farrell says.

Was Dominic murdered in Banshees of Inisherin? ›

“Twenty-nine and nothing wrong with him, the fool.” It's at the climax of Banshees that Mrs. McCormick (again: definitely, definitely not the titular banshee) leads him to the lake, only to find Dominic's washed-up corpse, having apparently killed himself in the wake of Peadar's unrelenting violence.

What is so great about The Banshees of Inisherin? ›

Critics Reviews

The Banshees of Inisherin is not just a beautifully written screenplay. This deeply affecting, warmly humorous, beautifully acted and handsomely photographed (by Ben Davis) film is a major work and top of my list for the best film of 2022. Content collapsed.

What does Colm Sonny Larry mean? ›

it is a rurual irish thing (source: am rural irish lol) it means his father was sonny and his grandfather was larry.

Is Banshees of Inisherin an allegory? ›

Set on the fictional island of 'Inisherin' in 1923, the new film is about two male friends who abruptly fall out, with dire consequences. It is intended as an allegory for the Irish Civil War ('Inisherin' translates to 'Island Ireland'), which was in full rage at that time.

Why was Siobhan crying in Banshees of Inisherin? ›

After an argument, Peadar tells Siobhan that nobody likes her because of how she is. This causes her to cry in bed at night.

What is the moral of Banshees of Inisherin? ›

It's a deeply cynical story with an achingly human message, a meditation on the way we define ourselves through others. One cannot pin their failures on a friend, nor can they use a peer as proof of virtue. We are our own individuals and must recognize ourselves as such.

What is the message behind The Banshees of Inisherin? ›

The Banshees of Inisherin can be perceived as a parallel to the Irish Civil war, which tore the land apart due to a conflict between once close civilians, fracturing friendships and destroying blood bonds.

Is The Banshees of Inisherin based on a true story? ›

The island town featured in The Banshees of Inisherin may be fictional, but the locations around Ireland where it was filmed are beautifully real — and very visitable.

What is the lesson in The Banshees of Inisherin? ›

After the massacre at Ballyseedy 100 years ago, The Banshees is a lesson to us all on the value of male friendships and what happens when reason and common sense are replaced by outright vindictiveness and revenge.

What is the real story behind The Banshees of Inisherin? ›

While the answer to what are the banshees of Inisherin may remain elusive, many are curious whether the film is based on a true story. As it happens, the Golden Globe winner is a complete work of fiction. However, Martin McDonagh did draw from a lot of real-life history to craft its setting.

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Author: Terence Hammes MD

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